Was bringen erziehungswissenschaftliche Theorien für die Praxis?: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 15. Juni 2013, 11:28 Uhr
Vor nunmehr 15 Jahren publizierte der berühmte Erziehungswissenschaftler Nathaniel Lee GAGE aus Stanford ein Büchlein mit dem Titel "Unterrichten - Kunst oder Wissenschaft?". Die Auseinandersetzung über diese Frage hat eine lange Tradition: In ihr tauchen bis heute Leute auf, die die Frage relativ extrem in dem einen oder in dem anderen Sinne beantworten. Daneben finden sich berühmte Vordenker der Erziehungswissenschaft, die beiden Aspekten etwas abgewinnen können. Zu ihnen gehört Johann Friedrich HERBART, der für den professionellen Pädagogen neben wissenschaftlichen Grundlagen seines Tuns auch eine Kompetenz forderte, die viel mit Kunst (qua Intuition, Einfühlungsvermögen, Kreativität, Improvisation etc., also Handlungsweisen, die in ihrer Genese zumindest teilweise unerklärbar sind) gemein hat: den "Pädagogischen Takt". Von ihm hänge ab, ob einer ein guter oder schlechter Erzieher sei. Denn die Wissenschaft lehre für die Praxis immer zugleich zu viel und zu wenig. Der Pädagogische Takt aber bilde sich erst während der Praxis aus. Allerdings könne man sich darauf mit Vorteil durch Wissenschaft vorbereiten. "Im Handeln ... lernt ... die Kunst, erlangt ... (den) Takt ... nur der, welcher vorher im Denken Wissenschaft gelernt ... hat ... "
GAGE argumentiert sehr ähnlich, wenn er grundlegend zwischen einer "Wissenschaft vom Lehren" und einem "wissenschaftlichen Fundament für die Kunst zu lehren" unterscheidet und begründet, warum er nur die zweite Alternative für realistisch hält: "Das erstere, der Gedanke einer Wissenschaft vom Lehren, erhebt den wesentlich ehrgeizigeren Anspruch und beruht meines Erachtens letzten Endes auf einem Irrtum. Es steht dahinter die Vorstellung, daß ein guter Unterricht eines Tages einmal durch die exakte Befolgung strenger, prognostisch und praktisch hochbewährter Gesetzmäßigkeiten erreicht werden kann."
Auf die Frage, was in der Ausbildung und Fortbildung von LehrerInnen die Aufgabe einer Unterrichtswissenschaft sei, könnte man mit GAGE daher die Antwort geben: ein wissenschaftliches Fundament für die praktische Tätigkeit des Unterrichtens zu legen. Oder im HERBART'schen Sinne: Bedingungen für eine möglichst optimale Entfaltung des "pädagogischen Takts" zu schaffen. Unter welchen Voraussetzungen dies gelingen kann, soll in den folgenden Ausführungen untersucht werden.
Autor/in: Josef Thonhauser
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